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furtschegger.net, 13. April 2015

Museum Ottoneum, Kassel 2008

In einer kleineren Koje sah man den Schlittenhund Balto. Und hier ist seine Geschichte:

Im Jahr 1925 war in der Stadt Nome in Alaska die Diphtherie ausgebrochen. Es war Winter und arktische Stürme tobten über das Land. Mit den damaligen Flugzeugen war das Einfliegen des lebensrettenden Serums bei diesen Bedingungen schlicht unmöglich. Täglich starben Menschen, und die Wetterprognosen waren katastrophal. Da beschlossen die besten Musher des Landes, den Transport des Serums von Anchorage nach Nome als Hundestaffellauf zu versuchen. Vor ihnen lag eine Strecke von 1.085 Kilometern. Eisige Stürme und die ewige Dunkelheit machten die Etappen zur Tortur.

Balto träumt vom Eismeer
Balto träumt vom Eismeer Öl auf Leinwand, 100 x 120 cm, 2010

Am 1. Februar übernahm der Musher Gunnar Kaasen mit dem Leithund Balto die vorletzte Etappe dieses Staffellaufs. Balto galt nicht als der Folgsamste seiner Zunft, doch auf dieser Fahrt bewies er bedingungslose Treue und eine enorme Stärke. Balto stürzte sich in den arktischen Wintersturm und hielt nur ein einziges Mal an – das war am Topkok River. Dort verweigerte er die Weiterfahrt, weil sein Instinkt ihn vor dem brüchigen Eis warnte. Und er rettete dadurch Gunnar Kaasen und dem Gespann das Leben.

Gunnar musste nun einen weiten Umweg fahren und kam mit mehrstündiger Verspätung am Übergabepunkt an. Er fand die Ablöse schlafend vor. Und da ein Hundegespann anzuschirren eine langwierige Angelegenheit ist und die Zeit drängte, beschloss er, auch die letzte Etappe sogleich in Angriff zu nehmen.

Alles hing nun vom Leithund ab. Würde es Balto gelingen, das Rudel noch einmal zu motivieren? Und Balto ließ nicht locker, er biss seine Gefährten in die Ohren, zerrte und zog am Geschirr, so lange, bis das Gespann wieder auf Spur war und seinem Willen folgte. Der Sturm war inzwischen so stark geworden, dass eine Böe den Schlitten mitsamt den Hunden hochwirbelte und das Serum dabei im Tiefschnee verloren ging. Stundenlang durchwühlte Gunnar Kaasen den Schnee, bis er das Serum endlich wiederfand.

Am 2. Februar, einem eiskalten und dunklen Morgen, traf das Gespann mit dem rettenden Serum in Nome ein. Vollkommen erschöpft und erfroren wurden Kaasen, Balto und die anderen Hunde wie Helden gefeiert.

Balto Rudel
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