Pygmalion 03 – Same same but different

Maria Peters, 17. April 2020

Als wäre ich plötzlich auf einen anderen Planeten versetzt.
Der unserer guten alten Erde zwar gleicht, aber in Wahrheit eine noch unbekannte und erst zu erobernde neue Heimat ist.
Vorsichtig unternehme ich erste Erkundungstouren.
Die Menschen auf der Straße sehen zwar aus wie die früheren Erdenbewohner, doch sie verhalten sich anders. Die Blicke sind meist gesenkt oder weit in die Ferne gerichtet.
Ich fühle mich, als wäre ich plötzlich unsichtbar.

 

Genrebild für die Optimierten der Zukunft, 2018

Ich denke in der letzten Zeit oft an meine früheren einsamen Aufenthalte in den Bergen zurück. Ans Jamtal zum Beispiel, wo ich drei Wochen in einem Zeltlager leben und arbeiten konnte.
Mit den Tieren sprach, mit der Umgebung verschmolz, jedes Zeitgefühl verlor und nur zögernd, ja zittrig, wieder hinabstieg in die Zivilisation.

 

Jamtal, 2013

 

Völlig anders fühlt sich dagegen unsere kollektive Klausursituation an.
Wenn ich mit Freunden telefoniere merke ich, dass die meisten bereits ziemlich genervt sind von diesem Leben in der Grauzone, vom Warten.
Vom Warten. Vom Warten. Auf Godot.

Deshalb habe ich heute für mich beschlossen, diese Zone nun geistig zu verlassen.
Denn die Welt ist – unumkehrbar – eine andere geworden.
Und es wird Zeit, sie ausgiebig zu erkunden.

 

Der zweite Versuch – Reset – 2014

 

Ich möchte nämlich zusehen dabei, wie meine Umgebung sich ändert. Will nicht versäumen, wie sich nun Verhaltensformen herausbilden. Ausprobieren wie man in neuer Form miteinander in Kontakt treten kann. Auch beobachte ich gerade, wie sich durch die Gesichtsmasken meine Wahrnehmung fast völlig auf die Augenpartie der Menschen zu fokusieren beginnt.
So, als würden wir plötzlich alle Burkas tragen bleibt meinem Reptiliengehirn nichts anderes übrig, als mein Gegenüber einzig aufgrund des Augenspiels einzuschätzen. Eine neue Kulturtechnik also, die wir da pötzlich erlernen müssen.

Und nun, zum Abschluss dieser dreiteiligen Coronazeit-Blogserie noch ein (pumuckeliges) Gedicht:

Ich bin heute auf einem neuen Planeten aufgewacht
Ach, wie war ich zuerst aufgebracht!

Doch nun habe ich mich arrangiert
Tu so, als hätte ich immer schon hier logiert

Als wär dieses neue Leben
Das einzige
und das schönste
das mir je gegeben

 

Die nächsten Blog-Berichte erscheinen, sobald ich wieder ein Projekt, eine Wanderung oder eine Ausstellung realisieren kann.
Bis dahin:
Frohe Neue Welt!



Maria Peters, 17. April 2020


3 Kommentare

  • Günther Dankl sagt:

    Liebe Maria,
    ein schönes Zeitbild! Danke!
    Das Gedicht klingt mehr nach Morgenstern als nach Pumuckel – aber bei bringen Trost und freude!

    Liebe Grüße,
    Günther

    • Maria sagt:

      Morgenstern, hat was. Ja, ich glaube ich gehe morgen gleich in die Buchhandlung, denn ihn hatte ich ganz vergessen und er passt nun sicher gut.
      Schön, von Dir zu lesen!
      Liebe Grüße aus Wien
      Maria

  • Maria sagt:

    Das Bild unten hat mir Peter Warum geschickt, ich soll es für Euch hier posten.
    Mit lieben Grüßen von ihm!
    Titel: CORONArrisch (?)

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