Lacus felix – 02

Maria Peters, 18. April 2019

Ich sprach mit dem See,
er erzählte von seiner Tiefe,
vom Volk der Fische,
das ihn bewohnt.
Eine stille Welt,
gleich nebenan,
fremd,
mit eigenen Gesetzen.

Am 8. Mai 1945 stürzte eine P47 Thunderbolt der US Luftwaffe in den bis zu 190 Meter tiefen Traunsee. Erst 2005 fand man das abgestürzte Flugzeug wieder, barg es im folgenden Jahr, es wurde anschließend in Amerika restauriert und im Juni 2017 erhob es sich wieder in die Luft.

Ich habe ein Gedicht auf ein Blatt Papier geschrieben.
In der darauf folgenden Nacht verbrannte Notre Dame.

Man kann Geschichte rekonstruieren. Doch Fake bleibt Fake. Nicht das Äußere an sich, sondern das Imaginieren des Treibens der früheren Menschen, der Handwerker, wie sie bauten, was sie sprachen, was sie uns überliefern wollten, macht für mich den größten Teil der Schönheit historischer Gebäude und Stätten aus.

Mittlerweile haben wir gutes Wetter. Ich bummelte durch den Wald, besuchte den See, wanderte in die Berge. Es ist kühl, ich habe nur eine spartanische Outdoor-Ausrüstung dabei, nicht ausreichend, um für längere Zeit im Freien zu arbeiten. Das Gehen in steilem Gelände ist schön. Die Waldwege sind noch rutschig, es riecht nach modernden Blättern und Moos.

Ich würde gerne ein richtiges Seestück malen, doch das gelänge mir nur in Öl, dafür fehlt hier die Zeit. Ich begnüge mich also mit dem sammeln von Eindrücken und damit, einige Bildideen zu notieren.

Studie für das Bild von meiner Vision (siehe letzter Bericht)

Es gäbe viele Besonderheiten im Ort und in der Umgebung, die berichtenswert wären. Die Fischerkanzel in der Pfarrkirche ist dabei ein besonderes Highlight. Sie wurde von einem unbekannten Meister aufwendig geschnitzt. Der untere Teil der Kanzel, in welchem der Priester steht und predigt, ist ein Boot. Man sieht ein Fischernetz, das eben von Petrus eingeholt wird, und das überquellt vom reichen Fang.

Auf dem Schalldeckel steht der Heilige Xaver, er ist Missionsapostel der Jesuiten für Indien und Japan. Zu seinen Füssen stehen vier (kleine) Figuren, braune und schwarze Männer, sie symbolisieren die Bevölkerung aus Fernost, die dringend missioniert werden muss.
Dann gibt es noch einen großen geschnitzten Krebs:
Der Heilige Xaver soll bei einer stürmischen Überfahrt auf Hoher See im Gebet sein Kreuz ins Meer geworfen haben, die Überfahrt gelang. Angekommen am rettenden Ufer, kam dann ein Krebs aus dem Meer und brachte Xaver sein Kreuz zurück.

Eine weitere Kuriosität hier im Ort ist die sogenannte „Russenvilla“. Sie ist nicht bewohnt, doch es finden immer wieder fulminante kulinarische Feste statt, organisiert von Wofgang Gröller, dem Besitzer des Seehotels, in welchem wir hier logieren und ziemlich unkarwöchlich verwöhnt werden.

  

Der Besitzer der Villa hat übrigens seit vielen Jahren einen Konflikt mit der Gemeinde. Eine Kreuzwegstation am Weg zum örtlichen Kalvarienberg liegt auf seinem Grund, sie muss zugänglich bleiben. Dieser Umstand verhindert Adaptierungspläne des Besitzers. Aus Ärger hat er nun eine Skulptur am Zugang zur Kreuzwegstation platziert:

  

Zehn Künstlerinnen und Künstler in einem großen Raum, es ist meist sehr still. Wir sprechen wenig, wir alle leben mehr in unserer Innenwelt als im Außen.
Es ist eine neue Erfahrung für mich, in einem gemeinschaftlichen Atelier zu arbeiten.
Ich beobachte, wie wir alle mit der neuen Umgebung zu kämpfen haben, dann läuft es plötzlich flüssig dahin, dann bockt es wieder. Der Kampf ums Bild, das Ringen um Konzentration, das nötige zeitweise Ausblenden der Realitäten, um überhaupt arbeiten zu können, beschäftigt uns alle gleichermaßen.

Heute, am Donnerstag, werden wir abends eine kleine Präsentation hier im Kloster vorbereiten. Es gibt keine Möglichkeit, die Bilder an die Wand zu hängen, keine Rahmen, es wird also eine improvisierte Angelegenheit.

fragmentarisch
unvollendet

wie alle Reisen
wie jedes Leben

 



Maria Peters, 18. April 2019


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