Lacus felix – 01

Maria Peters, 13. April 2019

Der glückliche See, so nannten ihn die alten Römer.
Ich befinde mich am Ufer des Traunsees im Salzkammergut.
Kann ein See glücklich sein?
Ich werde ihn fragen.

Vision

Ich sehe riesige Plantagen, dicht bewachsen mit mongolischen Bäumen.
Sie haben die Eigenart, dass sie Sandkörner produzieren können, so dass die weidenden Tiere sie nicht fressen, weil der zwischen den Zähnen knirschende Sand es ihnen vergällt.
Wissenschaftler versuchen nun diese Pflanzen zu kultivieren, damit wir in Zukunft keine Tropeninseln mehr abtragen müssen, um unsere Häuser und Straßen zu bauen.

Vortrag, Internationale Adademie Traunkirchen, gegründet von Anton Zeilinger

 

Diese Sand-Pflanzen-Plantagen der Zukunft, gemeinsam mit den Häusern und Straßen, so sehe ich es in meiner Vision, lassen den zerstörerischen Herdentieren dann ohnehin keinen Raum mehr, wir brauchen sie auch nicht mehr, wir sind alle längst Veganer geworden. Ökologisch korrekt, okkupieren wir jeden Quadratzentimeter der Erde, bauen Hochhäuser für unsere Gemüsezucht und können uns so immer weiter vermehren. Immer weiter vermehren. Immer weiter vermehren.
Insekten, Schoßhündchen und Kuschelkätzchen werden wohl am längsten das Ende des Tierreichs überdauern.

Lesetipp:  Noah Hariri, Eine kurze Geschichte der Menschheit

Ich bin nach Traunkirchen zum 1-wöchigen Symposion „Osterzeichnen“ eingeladen. Wir sind zehn Künstlerinnen und Künstler und logieren im Posthotel. Es liegt nur wenige Schritte vom See entfernt. Im Kloster sind Atelierplätze vorbereitet, doch im Moment arbeite ich in meinem großzügigen Einzelzimmer mit Schreibtisch, Rauchbalkon und Internetverbindung. Vielleicht auch, weil ich das Arbeiten in Hotelzimmern von meinen vielen Reisen bereits gewohnt bin. Ich mag derart improvisierte Arbeitssituationen.

Diesmal reiste ich jedoch nicht wegen eines bestimmten Themas oder einer schon vorher konzipierten Geschichte hierher. Diesmal weiß ich überhaupt nicht, was ich machen werde. Denn ich habe beschlossen, ich gebe mir wieder einmal frei, zu tun und zu lassen, was immer ich möchte.

Es gibt hier Wanderwege, ich könnte mir ein Kajak ausborgen. Doch im Moment ist das Wetter schlecht.
Es gibt einen Wellnessbereich im Haus, einen Fitnessraum und in der Nähe ein Handarbeitsmuseum. Ich könnte im Bett bleiben und nichts weiter tun, als einfach nur auf das vortreffliche Abendessen unseres Starkochs warten.

Ich habe einige Gedichte dabei, die schon längst darauf warten, auf Zeichenblätter geschrieben zu werden. Ich habe noch viele unverarbeitete Eindrücke aus Irkutsk und Kambodscha (dort war ich im Februar) im Kopf.

Ich sehe Plantagen.
Sand-Pflanzen-Plantagen.
Am Ufer des Traunsees.



Maria Peters, 13. April 2019


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