Berlin 01 – Die Ankunft

Maria Peters, 01. September 2015

Am Samstag 29.8. mit dem Fernbus von Innsbruck nach Berlin gereist. Ich war überrascht, wie bequem diese Reise war. Mit dem vielen Gepäck (immerhin werde ich sechs Wochen hier bleiben und arbeiten) hätte ich in den immer überfüllten Zügen der Bahn sicher Probleme gehabt.
Ich fand mein angemietetes Appartement am Treptower Park problemlos. Ich steckte den Schlüssel in die Tür, mein Puls wurde schneller, doch der Schlüssel sperrte.

 Beermannstraße Berlin-Treptow

Ein seltsames Gefühl, in eine fremde Wohnung einzudringen, sich einzurichten.
Die Wohnung besteht aus einer sehr gemütlichen Küche mit Blick auf die alte Kastanie im Hof, einem Badezimmer und einem Schlafzimmer. Auch diese beiden Räume gehen auf den Hof. Man hört keinen Verkehrslärm. Unten stehen Bänke, manchmal sitzen Bewohner dort und lesen oder rauchen eine Zigarette. Alle sind sehr freundlich. Es gibt viele Mülltonnen, für Papier, für Plastik … Es riecht ein wenig, denn es ist schwül. Die Luft ist weich und feucht, ich hatte nach wenigen Stunden bereits eine schönere Haut als in unserer schroffen Bergluft. Trotzdem ist die Luftqualität nicht gut. Heute Morgen machte ich einen ersten kleinen Erkundungslauf im Treptower Park – der sieht sehr schön aus, aber der Verkehrslärm irritiert mich – was ich sehe und was ich höre stimmen nicht überein. Und beim Atmen spürt man den Dreck in der Luft.

Sonntags erkundete ich ein wenig mein neues Wohnviertel. Die Flohmarkthalle, weiter bis Kreuzberg, den Park. Sonntag in der Großstadt ist seltsam. Wenn die Leute nur herumflanieren, sitzen oder baden macht mich das immer leicht depressiv. Es ängstigt mich auf irgendeine Weise. Endzeitstimmung. Stillstand.

Berlin-Treptow, Spaziergang

Ein wenig erinnert mich Berlin an Brüssel. An Babel. Ein Wirrwarr an Leben, alle versuchen sich irgendwie durch die Stadt zu bewegen, viel Armut, demonstrativ gelebt, oder schmerzhaft spürbar hinter einer Fassade aus Disziplin.

Die Menschen hier sind höflich, hilfsbereit, enorm geduldig. Überall sind Warteschlangen. Vor den Ticketautomaten, in vielen Geschäften, alles braucht lange Zeit. Auch, weil die Dinge mit Bedacht erledigt werden, man drängt nicht, man nimmt Verzögerungen hin.

Berlin ist grün. Schon auf google-earth hatte ich das gesehen. Der hohe Preis für die vielen Grünflächen und Brachen sind die weiten Wege von A nach B. Die Ausdehnung der Stadt ist beängstigend. Jede Erledigung verursacht lange Fahrtzeiten. Die Öffis sind teuer. Die Benutzung der Öffis strengt mich sehr an. Ausgeleert fühle ich mich nach  jeder Fahrt.

Schon am Sonntag begann ich mit meiner eigentlichen Arbeit hier. Der Zweck dieses Berlinaufenthalts ist ja eine Art Klausur – die vielen Notizen für mein nächstes Buch sollen geordnet werden. In diesem Buch werde ich von 24 Frauenfiguren erzählen, beginnend im 19. Jahrhundert und sich fortsetzend bis Ende des 3. Jahrtausends.
Ich habe viele Aufzeichnungen und Bücher dabei. Es gibt noch sehr viel zu recherchieren.Und natürlich muss ich einige Orte, an welchen meine Geschichte spielen wird, erst besuchen. Einige dieser Orte sind in Berlin.

Denn ich gehe ja methodisch so vor:
Da gibt es bereits Arbeiten – Bilder, Fragmente von Geschichten, Gedichte und Texte, Ideen und Entwürfe für Zyklen oder auch einzelne Bilder. Und die versuche ich nun den verschiedenen geplanten Protagonistinnen meiner Geschichte zuzuordnen. So dass letztlich eine logische Abfolge der Arbeiten und der Geschichten entsteht.
Aber zudem werde ich versuchen, auf die jeweilige Lebensepoche meiner Figuren einzugehen, also malerisch stilistisch die verschiedenen Zeitalter spürbar machen.

 

Das grobe Raster für meine Geschichte steht seit gestern. Nun geht es daran, die Rahmenhandlung zu schreiben. Da geht es um Zeitsprünge, Zeitanomalien und natürlich letztlich um die Errettung der Menschheit. Und dann, nach und nach, werde ich die einzelnen Figuren mit Arbeiten, durch Ausstellungen, Reisen, Erlebnisse und real besuchte Schauplätze anreichern. Mit Leben erfüllen. Sie hinstellen an reale Orte. In die Mitte der Welt.

 



Maria Peters, 01. September 2015


9 Kommentare

  • Andrea sagt:

    Hab eine schöne Zeit in Berlin, und eine ganz produktive! Falls Du irgendwo Hilfe brauchst – wir haben zwei ganz nette Freunde in Berlin ……..Alles Gute, Andrea

  • Bernhard Kathan sagt:

    Wäre jetzt auch lieber in Berlin. Wünsch Dir eine gute Zeit. B

  • Gunter sagt:

    Marie in Babels-Berg – dass du uns loß nirgendwo verloren gehst ….

    Gunter

    • Maria Peters sagt:

      Ne, keene Sorge. Ist recht gut strukturiert diese Stadt. Eben komme ich aus der Wunderkammer Olbricht. Wow! Und nun aufs Radl und ab ins Kulturelle Leben…
      Spezialgruss. Heute: NF12

  • Helmut Sc hiestl sagt:

    War grade in Lissabon, das ist so das ziemliche Gegenteil von Berlin: am Meer liegend, alt, schöne alte Bauten, Paläste und Kirchen, und im Gegensatz zu Berlin bergig, fast wie in Tirol, bergauf und bergab, das heißt: Stiegensteigen oder die schmalen gepflasterten Wege hoch- und niedergehen. Zum Glück regnete es nie, denn sonst wäre das ganze für mich viel gefährliche rgewesen wegen der Rutschgefahr. Aber eine Stadt, die man nicht vergisst. Ist schon wieder länger her, dass ich in Berlin war, so fünf Jahre schätze ich mal. Wäre also wieder mal Zeit, hinzufahren. Wünsche Dir jedenfalls einen schönen und kreativen Aufenthalt!

  • Maria Peters sagt:

    Schön. Möchte ich auch mal sehen.
    Liebe Grüße Maria

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